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public-l - Re: [DENICpublic-l] DENIC im allgemeinen.

public-l AT list.denic.de

Subject: Public DENIC mailinglist

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Re: [DENICpublic-l] DENIC im allgemeinen.


Chronological Thread 
  • From: Besim Karadeniz <besim AT netplanet.org>
  • To: Rolf Varga <rolf.varga AT ec4ec.com>
  • Cc: public-l AT denic.de
  • Subject: Re: [DENICpublic-l] DENIC im allgemeinen.
  • Date: Sun, 09 Dec 2001 16:31:44 +0100
  • Organization: netpla.net information systems

-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----

Hallo,

Rolf Varga schrieb:

> es beweist momentan, dass bei der Auslegung der DENIC Lücken
> bestehen. Deshalb sollten sich einige Leute bei der DENIC ernsthaft
> Gedanken
> machen sollten.

Ich denke, das wird bei den zuständigen Stellen im DENIC entsprechend
angekommen sein. Öffentlicher Druck regelt auch einen Markt.


> Ich kann euch aber sagen wie es enden wird:
> Die DENIC wird sich auf ihre 4 Buchstaben setzen und alles ausbaden,
> denn wir sind keine Genossen, sondern nur das "dumme Volk".

Richtig, in dem Zusammenhang sind wir das dumme Volk. Übrigens genauso
wie bei nicht eingehaltenen Wahlversprechen der jeweils aktuellen
Regierungspartei und beim Verschieben von wiederwahlgefährdenden
Regierungsbeschlüssen auf die nächste Legislaturperiode. Mit dem
Unterschied, daß letztere zwei Punkte zum Dunstkreis des Begriffes
"Demokratie" gehören, während es in der Verwaltung des Internets keine
Demokratie gibt und auch nie wirklich gab, schon gar nicht im DNS.

Spulen wir schnell nochmal zurück in die Geschichte. Ja, nervig, aber
wenn man die Geschichte genauer kennt, wird die Sache um einiges
klarer:

DNS war eine Idee von Computerleuten, Großrechneronkels,
Netzwerkfetischisten, Spinnern. Dieser Plemplem-Haufen, der sich wenig
darum scherte, zu welchem Land ihr Paß gehörte, war auf der ganzen Welt
verstreut und mit einem Ding namens Internet miteinander verbunden.
Seltsam plattformübergreifend hingen da die teuersten und ältesten
Großrechner, die neuesten Mikrocomputer an einem Netz und plapperten
miteinander. Allein das war schon ein Graus für die Computerfirmen, die
diese Geräte eigentlich für eine möglichst monokulturelle Nutzung
entwickelt haben.

Ein Mensch namens Jon Postel, eine führende Figur in der
Internet-Geschichte, Chef der IANA, RFC-Editor, Mitautor von vielen RFC
und Maintainer der Root-Zone, hat Delegationen nach dem Prinzip
vergeben (ich will damit keinesfalls das Ansehen Postels ankratzen,
ohne ihn wäre das Internet nicht mal ansatzweise da, wo es heute
steht):

Interessent: "Du, Jon, wir möchten gern die TLD .xx delegiert
bekommen."
Jon: "Gut, wer seit ihr?"
Interessent: "Wir sind Studenten an der Uni X im Land xx, arbeiten am
Internet schon seit drei Tagen/Wochen/Monaten und möchten das gern
machen."
Jon: "Okay, habt ihr die technischen Grundkenntnisse und die Technik?"
Interessent: "Ja, haben wir."
Jon: "Kennt ihr die Regeln, wie man Domains vergibt?"
Interessent: "Ja, kennen wir, wollen wir auch so machen."
Jon: "Gut, da habt ihr. Artig und verantwortungsbewußt damit umgehen!"

Sprich: TLD verwalten war weniger eine politische Angelegenheit, es
basierte meistens auf das Engagement von Studenten und Akademikern, die
Verantwortung für die Internet-Community übernehmen wollten, so auch
geschehen bei der DE-Domain. (Tip fürs DENIC: Zeichnet diese Geschichte
mal auf der Homepage auf, damit der historische Background mal deutlich
wird.)

Auf was für einem politischen Pulverfaß Postel & Co. da hockte, wurde
für Insider spätestens bei dem Heckmeck mit der .nato-TLD klar. Und
auch aus dieser Zeit kommt die Regelung der IANA, daß die IANA
grundsätzlich nicht entscheidet, welches Stückchen Land nun eine eigene
Nation ist, sondern eine TLD dann vergeben wird, wenn es auch einen
entsprechenden ISO-Ländercode gibt. In Wahrheit ist die Root-Zone und
die Verwaltung, wer nun ein Land ist und wer nicht, in der Zwischenzeit
ein mittelgroßes Politikum in den USA geworden und das wollte von den
oben beschriebenen Plemplem-Leuten damals gewiß niemand.

Jedenfalls, diese verantwortungsvolle Arbeit basiert in der Regel auf
das Engagement der Leute, die die Arbeit ranholen. Sind diese Leute
weg, gibt es oftmals Ärger, wenn kein anderer im Haus das
weiterbetreiben möchte. So geht der Dienst im besten Falle zu einer
anderen Universität (siehe DE-Domain am Anfang) oder es knallt heftig
und man muß in einer üblen und schmerzhaften Tortur den Dienst auf eine
neue Basis stellen (siehe beispielsweise CA-Domain).

Jedenfalls, die Idee, die Domainverwaltung auf eine
Genossenschaftsbasis zu stellen, deren Genossen größtenteils
Internet-Provider sind, die in Deutschland tätig sind, ist schon mal
bemerkenswert genug, da es nun deutlich besser zum Ausdruck bringt, daß
da jetzt jemand sich dazu bereiterklärt, den Dienst wirklich dediziert
fortzuführen, mit Unterstützung derjeniger, die die zu verwaltende
Materie an ihre Kunden weiterverkaufen wollen/müssen.

Es gibt wahrscheinlich so viele Lösungsansätze, wie es engagierte Leute
gibt, die für oder gegen das DENIC sprechen. Was jedoch nicht ganz den
Tatsachen entspricht, ist der Umstand, daß das DENIC prinzipiell
selbstherrlich schaltet und waltet und keiner Rechenschaft unterliegt.
Noch gelten auch für das DENIC bzw. für die dort verwalteten Domains
Gesetze und es ist grundsätzlich begrüßenswert, daß das DENIC sich in
rechtliche Angelegenheit per default wenig einmischt, sondern zu
klärende Dinge von hiesigen Gerichten klären läßt. Wenn sich einer
ungerecht behandelt fühlt, soll er es bitte sagen und das auch
dokumentieren können. Wenn er das nicht kann, soll er seine Ansichten
bitte so verpacken, daß wir es als persönliche Meinung verstehen
können.

Und es gibt Dinge, die das DENIC gewiß sicher zukünftig besser machen
kann und wird, da unter anderem das beschriebene Sicherheitsloch.


> Meiner Meinung nach sollte die DENIC in dieser Organisationsstruktur
> aufgelöst und durch ein transparentes System ersetzt werden, das
> z.B. aus meheren Systemen besteht, die sich gegenseitig
> kontrollieren.

Mir gefällt der Begriff "kontrollieren" nicht, ich muß da immer an
Systeme denken, die vor lauter Selbstkontrolle nichts anderes mehr
machen und ein lebendiges, noch im Wachstum befindliches System als
endliches, nicht weiter entwickelbares Objekt definieren (wieso kommt
mir jetzt die ICANN ins Gedächtnis, wo doch die ICANN ursprünglich als
ein technisches Gremium eingerichtet wurde?).

Wenn wir da angelangt sind (und gewisse Vögel zwitschern das für den
Bereich "Telekommunikationslandschaft in Deutschland" schon länger),
ist es vorbei. Ich denke, das DENIC in der jetzigen Form ist derzeit
ein guter Kompromiß für die Internet-Community in Deutschland.

Das ganze hier ist nicht automatisch die Meinung meines Arbeitgebers,
der auch kein DENIC-Genosse ist und auch nicht automatisch die Meinung
der ISOC Deutschland, bei der ich Mitglied bin, sondern die Meinung
jemanden, der gern die politischen und rechtlichen Fragen den Leuten
überlassen würde, die sich besser damit auskennen und denen gegenüber
er die Ideale und technischen Bedingungen zur Not dann auch verteidigen
kann.

Grüße,
Besim, weiter Plätzchen essend. ;-)
- --
Besim Karadeniz besim at netplanet dot org
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- -- netplanet - Verstehen Sie mal das Internet! --
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