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public-l - [public-l] (Heise Newsticker) Regierungs-Einfluss auf Internet-Namensraum wächst

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[public-l] (Heise Newsticker) Regierungs-Einfluss auf Internet-Namensraum wächst


Chronological Thread 
  • From: "Florian Effenberger" <florian.effenberger AT operamail.com>
  • To: <public-l AT denic.de>
  • Subject: [public-l] (Heise Newsticker) Regierungs-Einfluss auf Internet-Namensraum wächst
  • Date: Sat, 3 Feb 2001 16:07:13 +0100

Quelle: Heise Newsticker
http://www.heise.de/newsticker/data/jk-03.02.01-002/

===
Regierungs-Einfluss auf Internet-Namensraum wächst

Am wachsenden Einfluss der Regierungen auf Entscheidungen zum
Internet-Namensraum (DNS) lässt sich offensichtlich nichts mehr
ändern. Der Anspruch der Regierungen, Einfluss darauf nehmen zu
können, wer für die Registrierung von Adressen innnerhalb einer
Länderdomain (Delegation) zuständig ist, und dies im Zweifelsfall auch
ändern zu können (Redelegation), wird massiv vorgetragen - und weder
die Internet- und Namensraumverwaltung ICANN noch die
Länderregistriers kommen daran noch vorbei.

Bei der zweiten Tagung des ICANN-Studienkreises am gestrigen Freitag
und heutigen Samstag in Zürich kündigte etwa François Maurer vom der
Schweizer Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) für den Sommer eine
Verordnung an, in der ein Registry-Registrar-Modell und möglicherweise
auch Grundsätze der Registrierungspolitik für die Länderdomain (ccTLD)
.ch niedergelegt werden.

Der Vertreter des deutschen Wirtschaftsministeriums, Michael
Leibrandt, erklärte bei der Konferenz: "Eine Delegation von .de an die
Bundesregierung, die dann ihrerseits das Managment weitervergibt, ist
ebenso denkbar wie eine Delegation direkt an das DENIC." Auch eine
stärkere Arbeitsteilung bei der Gestaltung der Registrierpolitik
zwischen dem DENIC und der Bundesregierung seien möglich: "Vielleicht
hält eine Regierung es beispielsweise nicht mehr für opportun, dass
Domainnamen wie 'Der-BMW-soundso-fährt-so-schnell.de' registriert
werden können." Eine gesetzliche Regelung solcher Fragen hält
Leibrandt persönlich allerdings für kaum wahrscheinlich, erklärte er
gegenüber heise online. Wahrscheinlicher wäre demnach eine Art Code of
Conduct. "Noch ist nichts entschieden", betonte Leibrandt; man habe
gerade erst angefangen, diese Fragen zu klären.

Die vom Regierungsbeirat (GAC) der ICANN formulierten Prinzipien für
das Verhältnis von ICANN, ccTLDs, und nationalen Regierungen eröffne
aber genau diesen Spielraum. Die Regierungen hätten ganz klar die
Belange der Gesellschaft insgesamt zu vertreten und nicht nur der
Internet-Community. Mit Blick auf das aktuelle Machtverhältnis
zwischen ICANN und Regierungen könne man, so sagte Leibrandt in der
Diskussion, durchaus einmal die Frage stellen, ob das nicht verkehrte
Welt sei: "Vielleicht sollte ja eher ICANN die Regierungen beraten."

Die Länderdomain-Manager waren immerhin ein klein wenig überrascht
über solche deutlichen Worte. Sabine Dolderer, Geschäftsführerin der
.de-Registrierungsstelle DENIC wollte dann aber doch lieber der ICANN
(und den Länder-Registries) eine Chance geben. Sie warnte davor, dass
über die ICANN politische Vorgaben der Regierungen - etwa zum Data
Escrow - an die Manager der Länderdomains herangetragen werden: "Wir
sind durchaus für einen Einfluss der Regierung, und unterliegen ja
ohnehin allen deutschen Gesetzen", kommentierte Dolderer. Da das
Verhältnis zwischen DENIC und Regierung daher ihrer Meinung klar ist,
brauche das DENIC nur einen Vertrag mit ICANN, die die zentralen Root-
Server betreibt.

Eine Veränderung des Status Quo hält die DENIC-Chefin für unnötig. Mit
Blick auf strengere Registrierungsrichtlinen verweist sie darauf, dass
in anderen europäischen Ländern Nutzer im Zweifelsfall in den .com-
Bereich auswanderten. "Warum soll man etwas reparieren, das
funktioniert", fragte auch Fay Howard vom Council of National Top
Level Domain Registries (Centr).

Auch auf Seiten der ICANN weiß man noch immer nicht, wie man das
heikle Problem in den Griff bekommen soll. Ein Briefentwurf, mit dem
die ICANN alle Regierungen bitten wollte, sich zu ihren ccTLD-Managern
zu äußern, ist nun jedenfalls in den Mülleimer gewandert. Mit dem
Brief sei niemand so richtig glücklich gewesen, räumte Andrew
McLaughlin von der ICANN ein. Erneut steht die ICANN damit vor der
Frage, wie sie zu stabilen Vertragsbedingungen mit den
Länderdomainmanagern kommen soll, ohne die von Regierungsseite
geforderte Mitsprache bei der Delegation und Redelegation zu
übergehen.

Einerseits brauche man Signale von den Regierungen, andererseits, so
McLaughlin, fürchte man ungerechtfertigte oder nicht den jeweiligen
Landesgesetzen entsprechende Redelegationswünsche. Solche hätten
allerdings durch den Brief erst ins Rollen gebracht werden können.
Stabile Verträge mit den ccTLDs sind, neben Wettbewerb im Namensraum
und unter den Registraren, eine der Bedingungen, an die das US-
amerikanische Department of Commerce die endgültige Unabhängigkeit der
ICANN knüpft.

Die Sonderstellung der US-Regierung, die ICANNs
Selbstregulierungsanspruch auch nicht gerade untermauert, stand in
Zürich ebenfalls auf der Tagesordnung. Die aus Anlass der Einführung
neuer generic Top Level Domains (gTLD) anstehenden Kongressanhörungen
machen diese Sonderrolle erneut deutlich. Sie verzögern die Einführung
der neuen Top Level Domains noch weiter, große Änderungen erwarten die
neuen Anbieter allerdings nicht. Von "Folklore" sprach ICANN-Direktor
Hans Kraaijenbrink. "Auch wenn ich eine Überprüfung der Entscheidung
durchaus für sinnvoll halte, ein unabhängiges Gremium wäre dafür
eigentlich geeigneter", meinte ICANN-Direktor Andy Müller-Maguhn.

Daneben denkt die US-Regierung keinesfalls daran, die Aufsicht über
den für das DNS zentralen a-Rootserver in Zukunft völlig abzugeben,
wie Studienkreis-Organisator Wolfgang Kleinwächter bemerkte. Der
deutsche Regierungsvertreter warnte angesichts dieser Aussage
Kleinwächters daher schon, dass es im Falle eines Handelskrieges
durchaus möglich sei, dass die USA ein Abschalten der
Länderadressbereiche als Druckmittel gegen ihre Kontrahenten einsetzen
könnte.

Der Hintergrund für die US-Haltung hinsichtlich des Rootserver sei
aber lediglich, dass sie im Falle eines Scheiterns der ICANN wieder
die Verantwortung für den Fortbestand des DNS übernehmen könne,
erläuterte McLaughlin. Dabei könne durchaus überlegt werden, ob diese
Funktion nicht von internationalen Organisationen übernommen werden
könne. Selbstregulierung ohne Sicherheitsnetz traut man den
"Internetties" heute offenbar nicht mehr zu. Müller-Maguhn will daher
quasi zur Sicherheit einen "alternative Root" nicht ganz aus den Augen
verlieren. (Monika Ermert) / (jk/c't)
===

Meine Meinung: die Regierung sollte sich da bitte raushalten, sonst
artet die Registrierung einer Domain noch in einer Patent- und
Markenanmeldung aus... :-(

Die sollen sich lieber mal darum kümmern, dieser Abmahnerei einen
Riegel vorzuschieben.

Just my $0.02 ...

-- Florian






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